1 Prominenz auf Schweizer Friedhöfen A Immortalis Prominenz auf Schweizer Friedhöfen Hanspeter Buholzer
2 Immortalis Hanspeter Buholzer, geboren 1952, besucht und fotografiert seit seiner Jugendzeit Gräber prominenter Persönlichkeiten im In- und Ausland. Der gebürtige Basler ist verheiratet, Vater von zwei wohlgeratenen Kindern und führt seit bald 30 Jahren ein unauffälliges Leben im Emmental, wo er versucht, mit der Herstellung von Druckerzeugnissen seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Er sammelt auch Schneekugeln. Bild: Hans Wüthrich Haben Sie gewusst, dass Audrey Hepburn in der Schweiz begraben liegt? Wie die Grabkreuze der Brüder Alois und Zarli Carigiet im Bündnerland zu finden sind? Wo der «Schacher Seppli» seine letzte Ruhe gefunden hat? «Immortalis – Prominenz auf Schweizer Friedhöfen» beantwortet all diese und viele andere Fragen. Das Buch ist ein spannendes Sammelsurium, ein Buch zum Schmökern, Staunen, Verweilen, Schwelgen. Es lässt Erinnerungen an mehr als 200 längst verblichene Persönlichkeiten zu, die an verschieden Stätten in der Schweiz begraben liegen. Es gibt kurz und schlüssig Auskunft darüber, welche prominente Persönlichkeit wo und wann ge- boren wurde, was sie geschaffen hat und wo und wie sie nach ihrem Ableben die letzte Ruhe gefunden hat. Hanspeter Buholzer sucht seit Jahrzehnten die Grabstätten berühmter Persönlichkeiten auf und dokumentiert in Bild und Text, wo prominente Verstorbene ruhen. Doch wer gehört zur Prominenz? Wer bleibt es über den Tod hinaus? Wer lebt in den Herzen der Menschen weiter und ist deshalb «unsterblich»? Der Autor hat dies für sein Buch nach eigenen Gesichtspunkten entschieden – das Unterfangen ist geglückt! «Immortalis» ist mehr als ein Buch, es ist eine kultur-historisch wertvolle Dokumentation, die ihresgleichen sucht.
Hanspeter Buholzer Immortalis Prominenz auf Schweizer Friedhöfen
Dank Ich bedanke mich herzlich für die finanzielle Unterstützung: Kulturkommission der Gemeinde Langnau i.e. Lotteriefonds des Kantons Bern Burgergemeinde Bern Stiftung PRO LUMINATE den Friedhofsgärtnern, den Totengräbern und den Damen und Herren der Friedhofsverwaltungen, die mir mit Rat und Tat geholfen haben, meinem Freund Fridolin Haehlen für seine Fahrkünste und seine Ausdauer, meiner Verlegerin Verena Zürcher für ihre Zuversicht … und vor allem meiner Frau Regina für ihr geduldiges Ausharren auf den Friedhöfen dieser Welt. Hanspeter Buholzer sowie Pro Luminate
Unsterblich Wer gehört zur Prominenz? Wer bleibt es über den Tod hinaus? Wer lebt heute noch in den Herzen der Menschen und ist deshalb «unsterblich»? Für Politik und Wissenschaft gibt es Kriterien: Bundesräte sind prominent, Nobelpreisträger auch. Deshalb: Von 15 verstorbenen Landesvätern und von allen in der Schweiz beerdigten Nobelpreisträgern sind hier deren Grabstätten in Wort und Bild aufgeführt. Mehr als die Hälfte dieses Buches nehmen jedoch Gräber von Kunstschaffenden ein. Wie wurde hier ausgewählt? Nach der reinen Willkür! Persönliche Vorlieben haben hier ebenso mitgespielt wie das Bemühen, eine möglichst vollständige Sicht der liegenden Prominenz in der Schweiz zu vermitteln – aber ebenso deren Vielseitigkeit: Unter den mehr als 200 vor- gestellten Verstorbenen gibt es auch drei Generäle, zwei Polizisten und eine Prostituierte. Die Mütter und Väter unserer Kultur liegen auf unseren Friedhöfen. Sie verdienen unseren Respekt – und unsere Aufwartung. Wenn Sie ein Grab besuchen möchten, finden Sie im Anhang die notwendigen Informationen. Und nicht vergessen: Bringen Sie Blumen mit! Hanspeter Buholzer
Inhalt A Amiet Cuno Maler 8 Anda Géza Pianist 8 Andersch Alfred Schriftsteller 8 Anggebliemli Schnitzelbangg-Sänger 9 Anker Albert Maler 9 Anouilh Jean Schriftsteller 10 Arp Hans Schriftsteller, Maler 10 B Bakunin Michail Anarchist 10 Ball Hugo Schriftsteller 11 Bally Carl Franz Schuhfabrikant 11 Bebel August Politiker 11 Béguelin Roland Politiker 12 Bernhard Rudolf Schauspieler 12 Berno Pietro Missionar 12 Bernoulli Jakob Mathematiker 13 Bickel Fredi Fussballer 13 Bider Oskar Flugpionier 13 Bloch Camille Schokoladenfabrikant 14 Blueme-Fritz Rosenverkäufer 15 Bö Cartoonist 14 Bonjour Edgar Historiker 14 Bonvin Roger Bundesrat 16 Borges Jorge Luis Schriftsteller 16 Bossi Betty Kochbuchautorin 17 Boveri Walter Industrieller 16 Brack John Countrymusiker 18 Brodmann Roman Journalist 19 Brogle Peter Schauspieler 18 Brown Charles E.L. Ingenieur 18 Brugger Ernst Bundesrat 19 Büchner Georg Dramatiker 20 Burckhardt Jacob Chr. Kunsthistoriker 20 Burkhard Paul Komponist 21 Burton Richard Schauspieler 21 C Cailler Alexandre Schokoladenfabrikant 22 Calvin Jean Reformator 22 Canetti Elias Schriftsteller* 22 Caracciola Rudolf Automobilrennfahrer 24 Carigiet Alois Maler 23 Carigiet Zarli Schauspieler 23 Celio Nello Bundesrat 24 Chanel Coco Couturière 24 Chaplin Sidney Schauspieler 25 Chaplin Charlie Schauspieler, Regisseur 26 Chevallaz Georges-André Bundesrat 26 Cincera Ernst Politiker 27 de Coubertin Baron Pierre Gründer IOC 26 de Courgenay Gilberte Kellnerin 27 D Davidoff Zino Zigarrenhändler 28 Dienst Godi Schiedsrichter 28 Diggelmann Walter M. Schriftsteller 28 Dostojewska Sofija 29 Dufour Guillaume-Henri General 29 Dunant Henri IKRK-Gründer 30 Duttweiler Gottlieb Migros-Gründer 30 E Einstein Mileva Physikerin 30 Erasmus von Rotterdam Humanist 31 Escher Alfred Eisenbahnpionier 31 van Eyck Peter Schauspieler 31 F Favre Louis Ingenieur 32 Feltz Kurt Schlagertexter 32 von Flüe Niklaus Heiliger 33 Frank Otto Heinrich Holocaust-Überlebender 32 Fröhlich Gustav Schauspieler 33 Früh Kurt Regisseur 34 Furgler Kurt Bundesrat 34 G Gallo Inigo Schauspieler 34 Geiger Hermann Gletscherpilot 35 Giacometti Alberto Plastiker 35 Giehse Therese Schauspielerin 36 Glauser Friedrich Schriftsteller 37 Gloor Kurt Regisseur 37 Gnägi Rudolf Bundesrat 36 Gobat Charles Albert Jurist* 38 Goddard Paulette Schauspielerin 38 Gotthelf Jeremias Schriftsteller 39 Graber Pierre Bundesrat 38 Greene Graham Schriftsteller 39 Gretler Heinrich Schauspieler 40 Greulich Hermann Politiker 40 Greyerz von Otto Literaturprofessor 40 Grimm Robert Politiker 41 Grüninger Paul Polizeihauptmann 41 Guisan Henri General 42 Gyr Wysel Ländlerpapst 42 H Haber Fritz Chemiker* 42 Hamilton Hugh Automobilrennfahrer 43 Haufler Max Schauspieler 44 Heim-Vögtlin Marie Ärztin 43 Helm Brigitte Stummfilmstar 44 Hennings Emmy Schriftstellerin 44 Hepburn Audrey Schauspielerin 45 Hesse Hermann Schriftsteller* 46 Highsmith Patricia Schriftstellerin 46 Hodler Ferdinand Maler 47 Hoffmann Kurt Regisseur 47 Hofmann Albert Chemiker, LSD-Erfinder 47 v. Hohenberg Gertrud Anna Königin 49 Hohl Ludwig Schriftsteller 48 Hold Marianne Schauspielerin 48 Honegger Fritz Bundesrat 48 Huber Eugen Jurist 50 Hügi Seppe Fussballer 51 Hürlimann Hans Bundesrat 50 J Jaspers Karl Philosoph 50 Jenatsch Jürg Freiheitsheld 52 Joyce James Schriftsteller 52 Jung Carl Gustav Psychiater 52 K Kaléko Mascha Schriftstellerin 53 Kaltenbach Marianne Köchin 54 Karl II. von Braunschweig Herzog 54 Karrer Paul Chemiker* 54 Keiser César Kabarettist 54 Keller Gottfried Schriftsteller 55 Kirchner Ernst Ludwig Maler 55 Klee Paul Maler 56 Klemperer Otto Dirigent 56 Knuth Gustav Schauspieler 56
Anhang Wer liegt wo? Namensregister 108 Enhalten sind auch Personen, deren Grabstätten in diesem Buch nicht mit Wort und Bild aufgeführt sind, aufgehoben wurden, nicht öffentlich zugänglich sind oder nicht existieren. Wo liegt wer? Ortsregister 114 Bildnachweis/Quellen 120 Koblet Hugo Radrennfahrer 57 Kocher Emil Theodor Chirurg* 57 Kokoschka Oskar Maler 57 Koller Rudolf Maler 58 L Leiser Erwin Regisseur 58 Leupin Herbert Grafiker 58 Lindtberg Leopold Regisseur 59 Lips Robert Illustrator Globi 59 Lohse Richard Paul Maler 60 Lutz Carl Diplomat 61 M Maclean Alistair Schriftsteller 60 Maestrani Aquilino Schokoladenfabrikant 61 Maggi Michael Joh. Julius Suppenfabrikant 64 Maillart Robert Brückenbauer 64 Mann Golo Historiker 62 Mann Elisabeth Meeresbiologin 62 Mann Michael Musiker 62 Mann Erika Schauspielerin 63 Mann Thomas Schriftsteller* 63 Mann Monika Schriftstellerin 63 Mason James Schauspieler 64 Matter Mani Chansonier 65 Mehring Walter Schriftsteller 68 Meier Eugen Fussballer 66 Meier 19 Detektivwachtmeister 66 Meier Gerhard Schriftsteller 67 Meyer Conrad Ferdinand Schriftsteller 66 Michaud Bruno Fussballer 68 Minger Rudolf Bundesrat 69 Moeckel Hans Dirigent, Arrangeur 69 Moissi Alessandro Schauspieler 70 von Moos Ludwig Bundesrat 70 Morell Monika Schlagersängerin 70 Morgenstern Christian Schriftsteller 71 Müller Paul Hermann Chemiker* 71 Mumenthaler Martheli Jodlerin 71 N Nabokov Vladimir Schriftsteller 72 Nestlé Henri Lebensmittelfabrikant 72 Niven David Schauspieler 72 O Oppenheim Meret Künstlerin 73 Oppenheim-Jonas Edith Illustratorin 73 P Pauli Wolfgang Physiker* 74 Pedrini Alessandro Hilfskellner 75 Pestalozzi Johann Pädagoge 74 Piaget Jean Entwicklungspsychologe 75 Polgar Alfred Schriftsteller 76 Q Quidde Ludwig Historiker* 76 R Rainer Margrit Schauspielerin 77 Ramuz Charles Ferdinand Schriftsteller 76 Rappan Karl Fussballtrainer 77 Rasser Alfred Schauspieler 78 Ratti André Journalist 78 Réal Grisélidis Prostituierte 79 Regazzoni Clay Formel-1-Rennfahrer 80 Reichstein Tadeusz Chemiker* 80 Remarque Erich Maria Schriftsteller 81 Rey-Bellet Corinne Skirennfahrerin 81 Rilke Rainer Maria Schriftsteller 82 Ritschard Willi Bundesrat 83 Ritz Cäsar Hotelier 84 Ruzicka Leopold Chemiker* 84 Rymann Ruedi Jodler 84 S Sacher Paul Dirigent 85 von Salis Rudolf Historiker 85 Salten Felix Schriftsteller 85 Schädelin Klaus Schriftsteller 86 Schenkel Martin Musiker, Schauspieler 86 Schmid Helmut Schauspieler 86 Schmidt Joseph Tenor 87 Schnyder Franz Regisseur 88 Schwarzenbach James Politiker 88 Schwarzenbach Annem. Schriftstellerin 88 Schwarzkopf Elisabeth Sopran 88 Seelig Carl Verleger, Mäzen 90 Segantini Giovanni Maler 90 Siffert Jo Formel-1-Rennfahrer 90 Simmel Johannes Mario Schriftsteller 91 Simon Michel Schauspieler 91 Sirk Douglas Regisseur 92 Spillmann Fred Couturier 93 Spitteler Carl Schriftsteller* 92 Spühler Willy Bundesrat 92 Spyri Johanna Schriftstellerin 93 Stafford Frederick Schauspieler 94 Steiner Walter Erfinder 94 Steiner Rudolf Philosoph 94 Stucki Hans Koch 95 Surava Peter Journalist 95 Szondi Leopold Psychiater 96 T Taeuber-Arp Sophie Künstlerin 96 Tinguely Jean Plastiker 97 Tissot Charles-Emil Uhrmacher 97 Torriani Vico Schlagersänger 98 Traber Hans A. Biologe 98 Tschäppät Reynold Stadtpräsident 99 Tschudi Hanspeter Bundesrat 99 U Ustinov Peter Schauspieler 99 V Vita Helen Schauspielerin 100 Vogt Walter Schriftsteller 100 W Wahlen Friedrich Traugott Bundesrat 100 Walascheck Génia Fussballer 101 Walser Robert Schriftsteller 103 Walter Bruno Dirigent 102 Walter Ruedi Schauspieler 102 Wälterlin Oskar Regisseur 102 Wander Karl Albert Industrieller 103 Wechsler Lazar Filmproduzent 104 Welti-Escher Lydia Ehebrecherin 105 Werner Oskar Schauspieler 104 Werner Alfred Chemiker* 104 Westphal Gert Vorleser 105 Wettstein Rudolf Diplomat 106 Z Zappa Gianpietro Fussballer 106 Zuckmayer Carl Schriftsteller 106 *Nobelpreisträger
Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, Niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern. Rainer Maria Rilke (Grabinschrift)
10 Immortalis Cuno Amiet Maler, Zeichner, Grafiker, Bildhauer * 28.3.1868 Solothurn † 6.7.1961 Oschwand BE Oschwand Der «Bonnard der Schweizer» war von den Malern des Nachimpressionismus – u. a. von Paul Gauguin – nachhaltig beeinflusst. Er pflegte Freundschaften zu Ferdinand Hodler (S. 47) und Giovanni Segantini (S. 90) und wurde später Mitglied der Expressionisten-Vereinigung «Die Brücke». Amiet gilt als Wegbereiter der Modernen Malerei in der Schweiz, da er als Erster der Farbe den Vorrang in der Komposition gab. In seinem Werk dominieren vor allem Naturmotive und Selbstportraits. Mit im Grab: seine Ehefrau Anna Amiet-Luder (†1953). Géza Anda Pianist *19.11.1921 Budapest † 13.6.1976 Zürich Rüschlikon ZH Der im Zweiten Weltkrieg in die Schweiz emigrierte «Troubadour des Klaviers» (Wilhelm Furtwängler) gilt als einer der grössten Pianisten des 20. Jahrhunderts und war als Spezialist für die Werke seines Landsmanns Béla Bartok bekannt, aber auch für Chopin, Liszt, Schumann und Brahms. Er spielte als erster Pianist alle 27 Klavierkonzerte Mozarts ein, wobei er vom Flügel aus das Orchester dirigierte. Mit im Grab: seine Förderer und Schwiegereltern – der Rüstungsindustrielle Emil Georg Bührle und dessen Ehefrau Charlotte – sowie sein Sohn Bertram Georg Anda (*24.7.1967) Alfred Andersch Schriftsteller, Publizist, Hörspielautor * 4.2.1914 München † 21.2.1980 Berzona TI Berzona Werke: u. a.: «Kirschen der Freiheit» (1952), «Die Rote» (1960), «Winterspelt» (1974). Mit im Grab: seine letzte Ehefrau, die Malerin Gisela Andersch-Dichgans. Er gilt als zeitkritischer Erzähler der Nachkriegsgeneration. In seinen Werken charakterisierte er vor allem Aussenseiter. Als Herausgeber verschiedener Zeitschriften und Verfasser von Hörspielen und Radio-Features förderte er auch Arno Schmidt nachhaltig. 1958 zog er ins Tessin nach Berzona und wurde damit Nachbar von Max Frisch. 1972 erhielt er die Schweizer Staatsbürgerschaft. A
11 Prominenz auf Schweizer Friedhöfen A Anggebliemli Schnitzelbangg-Sänger * 23.4.1933 Basel † 7.5.1991 Basel Basel Einer der herausragendsten Basler Schnitzelbangg-Künstler der 60er- und 70er-Jahre mit legendären Versen. Alli Johr und das isch d Kreenig Am Dreykeenigsdag bin ich der Keenig D Leesig isch ganz aifach, mai Y friss dä Kueche ganz ellai. (1980) Volli Automobilischte keit me hitte gly in d Kischte Laider nit so schnäll in d Kischte Fliege volli Polizischte. (1965) Drämmli Drämmli Drämmli Drämmli Drämmli Drämmli Drämmli Drämmli Drämmli Drämmli Drämmli Drämmli Ja Drämmli – uff di wart y nämmli! (1973) Albert Anker Maler * 1.4.1831 Ins BE † 16.7.1910 Ins Ins Kommerziellen Erfolg hatte er mit seinen mehreren Hundert Genrebilder aus dem dörflichen Milieu, darunter 250 Motive mit Kindern. Die Einnahmen durch den Verkauf dieser Bilder sicherten den Unterhalt seiner Familie, verhinderten aber, dass er international bekannt wurde. Dem künstlerisch angesagten Impressionimus huldigte er nur privat. Heute gilt er als der populärste Schweizer Maler des 19. Jahrhunderts. Grabinschrift: «Du wirst im Alter zu Grabe kommen, wie Garben eingebracht werden zur rechten Zeit.» (Hiob 5.26). – Mit im Grab: seine jüngste Tochter Cécile (1877-1957).
12 Immortalis Michail Bakunin Anarchist * 30.5.1814 Kalinin (Russland) † 1.7.1876 Bern Bern Der russische Revolutionär gelangte nach seiner Flucht aus der Verbannung in Sibirien in die Schweiz, wo er der «Internationalen Arbeiterassoziation» (Erste Internationale) beitrat, aus der er später wegen Konflikten mit Marx und Engels ausgeschlossen wurde. Er gründete im Jura seine eigene Internationale, die Juraföderation, der vor allem Arbeiter der Uhrenindustrie und politischen Flüchtlinge angehörten. Bakunin starb resigniert, da sich sein Traum einer nahen Revolution nicht erfüllte. Grabinschrift: «Rappelez-vous de celui qui sacrifia, tout pour la liberté de son pays.» («Erinnert euch an den, der alles für die Freiheit seines Landes opferte.») Jean Anouilh Schriftsteller, Dramatiker, Regisseur * 23.6.1910 Bordeaux † 3.10.1987 Lausanne Pully VD Seine «Antigone» (1943) symbolisierte für viele Franzosen den Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht und wurde später zum meistgespielten Stück des Autors an deutschsprachigen Theatern. Kurz vor seinem Tod in Lausanne, wo er seit vielen Jahren zurückgezogen lebte, publizierte er unter dem ironischen Titel «La Vicomtesse d‘Éristal n‘a pas reçu son balai mécanique» seine Memoiren aus den Jahren 1928 bis 1945, in denen er sich «à la manière d’un Buster Keaton» sah. Werke u. a.: «Einladung ins Schloss» (1947), «Colombe, die weisse Taube» (1951), «Die Lerche» (1953), «Jeanne d‘Arc» (1953), «Mademoiselle Molière» (1959), «Beckett oder Die Ehre Gottes» (1959). Hans Arp Schrifsteller, Maler, Plastiker * 16.9.1886 Strassburg † 7.6.1966 Locarno Locarno Zusammen mit Hugo Ball (S. 11) und Emmy Hennings (S. 44) gehörte er 1916 zu den Dadaisten des «Cabaret Voltaire». 1922 heiratete er Sophie Taeuber (S. 96), 1939 fand in Paris ihre erste Doppelausstellung statt, aus der die «Duo-Zeichnungen» entstanden. Sophies Taeubers Tod 1943 traf ihn so schwer, dass er mehrere Jahre nicht in der Lage war, künstlerisch zu arbeiten. In den späten 40er- und den 50er-Jahren reüssierte er zu einem international gefragten Künstler. A Mit im Grab: Sophie Taeuber-Arp (S. 96) und seine zweite Ehefrau Marguerite Arp-Hagenbach.
13 Prominenz auf Schweizer Friedhöfen B Autor, Dadaist * 22.2.1886 Pirmasens D † 14.9.1927 Montagnola TI Montagnola 1915 emigrierte er nach Zürich, wo er mit Hans Arp (S. 10) und anderen das «Cabaret Voltaire» gründete – die Wiege des Dadaismus. 1920 heiratete er Emmy Hennings (S. 44). Später widmete er sich dem Katholizismus und dem Studium alter Mystiker. Er war ein langjähriger Freund Hermann Hesses (S. 46), über den er eine Biographie schrieb. Hugo Ball Grabinschrift: «Lux aeterna luceat eis, Domine» («Ewiges Licht leuchte ihnen, Herr»); Zitat aus Mozarts Requiem. – Mit im Grab: Emmy Hennings und deren Tochter. Carl Franz Bally Schuhfabrikant * 24.1.1821 Schönenwerd SO † 5.8.1899 Basel Schönenwerd Während eines Besuches in Paris wollte er Hosenträger kaufen und dazu ein Paar Schuhe für seine Frau. Da er kein Mass dabei hatte, kam er auf die Idee, Schuhe in verschiedenen Grössen industriell anzufertigen. Er gründete eine Fabrik, die – nach einer Durststrecke – dank Exporten nach Südamerika Gewinne abwarf. Seine Arbeiter waren 12 Stunden im Einsatz, Gewerkschafter wurden fristlos entlassen, gearbeitet wurde auch am Sonntag. 1880 stellten 2500 Arbeiter jährlich über 2 Millionen Paar Schuhe her. August Bebel Arbeiterführer, Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei Deutschland * 22.2.1840 Köln † 13.8.1913 Passugg GR Zürich Das Begräbnis des «Roten Kaisers» war die grösste Trauerfeier, die Zürich je erlebt hatte. 50‘000 Menschen nahmen im Volkshaussaal am Sarg Abschied. 20‘000 folgten dem Trauerzug, die Zahl der Zuschauer wurde auf das Dreifache geschätzt. Die damalige linke Prominenz (u. a. Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Friedrich Ebert, Karl Liebknecht) war ausnahmslos vertreten. Sein Grab wurde zu einem Wallfahrtsort für Sozialdemokraten und Kommunisten. Mit im Grab: seine Ehefrau Julie Bebel († 1910), sein Schwiegersohn Dr. med. Ferdinand B. Simon († 1912) und dessen Sohn Werner Simon († 1916).
14 Immortalis Roland Béguelin Politiker *12.11.1921 Tramelan JU † 13.9.1993 Delémont Delémont «Monsieur Jura» nannten ihn in die einen, anderen galt er als «der gefürchteste Politiker der Schweiz», so etwa seinem Parteigenossen, den Bundesrat Hans Peter Tschudi (S. 99). Als Generalsekretär des «Rassemblement jurassien» kämpfte Béguelin für die Loslösung vom Kanton Bern, den er als das «kalte Ungeheuer» bezeichnete. 1977 hatte er sein Ziel erreicht: In einer gesamtschweizerischen Volksabstimmung wurde der Kanton Jura «bewilligt», die 150 Jahre Berner Herrschaft waren vorbei. Rudolf Bernhard Schauspieler, Theatergründer * 26.3.1901 Basel † 21.10.1962 Zürich Zürich Als Conférencier wurde er erstmals auf Radio Beromünster mit seinen «Bunte Öbe» bekannt, die sich zu wahren Strassenfegern entwickelten. Daneben wirkte der Volksschauspieler mit seinem markanten Gebiss auch in zahlreichen Schweizer Filmen mit, meist in komischen Rollen, aber auch im «ernsten Fach». 1941 gründete er in Zürich das – subventionsfreie – Bernhard-Theater, in dem alle Kabarettgrössen seiner Zeit auftraten. Filme: «Wachtmeister Studer» (1939), «Die missbrauchten Liebesbriefe» (1940), «Gilberte de Courgenay» (1940), «Bider der Flieger» (1941), «Menschen, die vorüberziehen» (1942). Mit im Grab: seine erste Ehefrau Marie-Louise und seine Mutter Denise Béguelin-Jobim. B Pietro Berno Missionar * 1552 Ascona TI † 25.7.1583 Goa (Indien) Ascona 1577 trat er in Rom in den Jesuitenorden ein, reiste nach Portugal und später nach Indien. Hier liess er sich in Goa nieder, wo er die Priesterweihe erhielt. Bei der Bekehrung der Heiden war er nicht zimperlich: Er soll einen religiös verehrten Ameisenhügel und einige Hindutempel zerstört haben, auch eine Heilige Kuh hatte er angeblich auf dem Gewissen. Auf einer Inspektionsreise wurde er ermordet. 1893 wurde er von Papst Leo XIII. als bisher einziger Schweizer Jesuit seliggesprochen. Sein Körper liegt in einer Kathedrale in Goa begraben, sein Kopf ruht in der Pfarrkirche von Ascona.
15 Prominenz auf Schweizer Friedhöfen Jakob I. Bernoulli Mathematiker * 27.12.1645 Basel † 16.8.1705 Basel Basel In seiner «Ars Conjectandi» entwickelte er die Wahrscheinlichkeitsrechnung weiter und entwarf Strategien, um Glücksspiele zu gewinnen. Kein Glück hatte er bei der Erfüllung seines letzten Wunsches: Seinen Grabstein sollte eine Logarithmische Spirale zieren (mit jeder Umdrehung vergrössert sich der Abstand vom Mittelpunkt um den gleichen Faktor). Erhalten hat er eine Archimedische Spirale (der Windungsabstand bleibt konstant) – sie war wohl einfacher zu zeichnen. Inschrift bei der Spirale: «Eadem mutata resurg.» («Verwandelt kehr ich als derselbe wieder.») B Fredy Bickel Fussballspieler * 12.5.1918 Eppstein D † 18.8.1999 Zürich Zürich «Den schönsten Tag meiner Karriere» nannte er den Sieg der Schweizer Fussballnationalmannschaft 1938 an der WM in Frankreich gegen Grossdeutschland, an dem auch Genia Walascheck (S. 101) beteiligt war. Der schwärzeste Tag dürfte im Jahr 1949 stattgefunden haben, als er einen Penalty verschoss und damit den Abstieg GCs in die B-Liga besiegelte. Seine Tore und seine millimetergenauen Flanken führten GC zu 7 Meistertiteln und 9 Cupsiegen. Er absolvierte 71 Länderspiele, mit 202 Treffern ist er noch heute der Rekord-Torschützenkönig der NLA. Oskar Bider Flugpionier *12.7.1891 Langenbruck BL † 7.7.1919 Dübendorf ZH Langenbruck 1913 überflog er als Erster die Pyrenäen, im gleichen Jahr von Bern nach Mailand auch die Alpen. Mit diesem Flug wurde er der bekannteste Pilot seiner Zeit und erhielt vom Bundesrat einen goldenen Chronometer. An Weihnachten nochmals desselben Jahres erzielte er mit seinem Direktflug von Paris nach Bern einen neuen schweizerischen Distanzrekord. Sechs Jahre später liess er sich am Morgen nach einer durchzechten Nacht dazu überreden, Akrobatikkunststücke vorzuführen, und verunglückte dabei mit seinem Doppeldecker tödlich.
16 Immortalis Camille Bloch Schokoladenfabrikant * 28.4.1891 Bern † 8.12.1970 Bern Bern Ihm gelang es, den Kakaomangel während des Krieges mit einer besonders eleganten Lösung zu umgehen: Er verarbeitete gemahlene, aus der Türkei importierte Haselnüsse zu einem Teig, der genau wie Schokolade weiterverarbeitet werden konnte, gab dieser Masse ganze Haselnüsse bei und überzog die Platten mit einer dünnen Schokoladenschicht. In Riegel geschnitten, wurde eine Ikone der Schweizer Schokoladenindustrie geboren: Ragusa. Die Rezeptur ist bis heute unverändert. Bö Cartoonist, Schriftsteller, Redaktor * 23.9.1889 St. Gallen † 4.12.1970 Heiden SG Heiden «Bö» (Carl Böckli) wurde bekannt mit seinen Arbeiten für den «Nebelspalter», ab 1922 als Zeichner, von 1927 bis 1966 auch als Redaktor. Seine Lieblingsfigur war ein kleiner, dicker Schweizer mit Sennenkappe, der mit einem eigenen «Allemand fédéral» zum Zeitgeschehen Stellung nahm. Unter verschiedenen Pseudonymen (Elsa von Grindelstein, Dadasius Lapidar) schrieb er unvergessliche Nonsensgedichte. Sein Schaffen stand ganz in der Tradition Wilhelm Buschs. Ehrengrabplatte der Gemeinde Heiden Edgar Bonjour Geschichtswissenschaftler, Historiker, Autor * 21.8.1898 Bern † 26.5.1991 Basel Basel Neben anderen Arbeiten gilt seine «Geschichte der schweizerischen Neutralität – Vier Jahrhunderte eidgenössischer Aussenpolitik» in neun Bänden als sein Vermächtnis, in welchem er sich ganz seinem grossen wissenschaftlichen Thema gewidmet hat. Drei dieser Bände verfasste er im Auftrag des Bundesrates: den berühmten «BonjourBericht», für den er sich die Unterlassung jeglicher behördlichen Zensur zusichern liess. Mit im Grab: seine Ehefrau, eine Enkelin von Theodor Kocher (S. 57). B
17 Prominenz auf Schweizer Friedhöfen Blueme-Fritz Allschwil BL «Guete n‘Obe. Scheeni Rose …» Der Rosenverkäufer zog allabendlich mit Witz und Charme durch die Basler Beizen und gehörte jahrelang zum Stadtbild, genau wie sein Moped mit dem Anhänger, auf dem ein Holzmodell des Spalentors montiert war. Seine auf die Autobahn und durchfuhr den 17 km langen Gotthardtunnel («Es hett gruusig gschtungge in däm Loch, und es hett fascht nümme welle uufheere!»), an dessen Ende ihn nicht weniger als sechs Polizeiwagen erwarteten. Dank der Intervention des Basler B * 19.12.1935 Basel † 25.12.2003 Basel Lebensfreude und seine Heiterkeit waren ansteckend, sein Verkaufstalent – erstmals erprobt mit Veilchen an Fred Spillmann (S. 93) – war bemerkenswert. Der deutsche Bundeskanzler Willy Brandt wurde ebenso mit Rosen bedacht wie US-Präsident Bill Clinton, der sich anno 2000 in der Schweiz aufhielt und sich später brieflich bedankte («Thank you so much for your kind gift.»). Legendär war 1987 seine Reise ins Tessin: Er geriet – da er weder lesen noch schreiben konnte – mit seinem Töffli Polizeidirektors gab es statt einer saftigen Busse von der Tessiner Polizei Piccata mit Risotto. Als Heimkind und ehemaliger Verdingbub kannte er die Schattenseiten des Lebens. Er sammelte immer Geld für soziale Institutionen, besang eine Schallplatte zugunsten der Milchsuppe Basel («Rosen, Tulpen und Narzissen»), später führte er Verkaufsausstellungen mit selbst gemalten Bildern durch (Lieblingsmotive: FCB, Spalentor, Schmetterlinge). Seinen Grabstein ziert eine Rose.
18 Immortalis Roger Bonvin Bundesrat * 12.7.1907 Icogne VS † 5.6.1982 Sion Sion Der erste Walliser Bundespräsident setzte sich stark für die Förderung der wirtschaftlich rückständigen Bergkantone ein. Dazu gehörte auch eine Ganzjahresverbindung zwischen diesen Kantonen, das «Gotthardkreuz», das sich für den gläubigen Katholiken als politisches Kreuz erwies. Statt der budgetierten 74 Millionen kostete der Bau des Furka-Basistunnels zusätzliche 97 Millionen Franken, weshalb Roger Bonvin stark in die Kritik kam. Finanz- und Zolldepartement (1962-1968), Verkehrs- und Energiewirtschaftsdepartement (1968-1973), Bundespräsident 1967 und 1973. Jorge Luis Borges Schriftsteller * 24.8.1899 Buenos Aires † 14.6.1986 Genf Genf Borges wurde bekannt durch seine phantastischen Erzählungen, in denen sich verschiedene Realitätsebenen vermischen. Unter anderem war er vertraut mit den nordischen Sagen, aus denen auf der Vorder- und Rückseite seines Grabsteins zitiert wird. Auch die beiden Reliefs nehmen darauf Bezug. Grabinschrift Vorderseite: «… and ne forthedon nà …» (… und braucht keine Angst zu haben…) – Auszug aus einem altenglischen Gedicht über die Schlacht von Maldon (991). Erste Grabinschrift Rückseite: «Hann tekr sverthit gram ok leggr i methal theira bert…» («… Er nimmt sein Schwert Gram und legt es nackt zwischen sie …») – Zitat aus der isländischen Völsunga-Saga. Zweite Grabinschrift Rückseite: «De Ulrica a Javier Otàrola» – die Namen zweier Personen aus Borges Kurzgeschichte «Ulrike». Walter Boveri Industrieller, Mitbegründer von Brown, Boveri & Cie. (BBC) * 21.2.1865 Bamberg D †28.10.1924 Baden AG Baden Sein Compagnon Charles Brown (S. 18) galt als der exzentrische Tüftler, Walter Boveri als der visionäre Kaufmann, der die Brown, Boveri & Cie (BBC) zum internationalen Grosskonzern ausbaute. Als sich Brown ins Privatleben zurückzog, wurde er Verwaltungsratspräsident seines Unternehmens. Er setzte sich vor allem für die Elektrifizierung der Schweizerischen Bundesbahnen ein und gehörte dem SBB-Verwaltungsrat an. 1916 wurde er Ehrendoktor der ETH Zürich und Ehrenbürger von Baden. B
19 Prominenz auf Schweizer Friedhöfen B Betty Bossi Kochbuchautorin * 3.9.1912 † 2.10.2006 Bassersdorf ZH Bülach ZH 1973 verfasste Emmi Creola Maag unter dem Namen «Betty Bossi» ihr erstes Kochbuch, das «Backbuch», das sich zum erfolgreichen Dauerbrenner entwickelte. Es folgten jährlich zwei bis drei weitere Kochbücher, bis heute sind es rund 60. Die «Köchin der Nation» war selber Hausfrau und Mutter von drei Kindern und vermittelte Schweizer Hausfrauen anfänglich narrensichere Rezepte, die aber mit der Zeit immer raffinierter wurden. Mit ihren Koch- büchern und ihren Haushalttipps beeinflusste sie den Schweizer Küchenalltag nachhaltig.
20 Immortalis Peter Brogle Schauspieler * 22.6.1933 Basel † 27.3.2006 Grüningen ZH Grüningen Er debütierte als 19-Jähriger am Schauspielhaus Zürich und spielte u. a. am Wiener Burgtheater und am Basler Theater. Bekannt wurde er als Jakobli in den beiden Gotthelf-Verfilmungen «Anne Bäbi Jowäger». Mit Kathrin Schmid, seiner Partnerin in beiden Filmen, war er bis zum seinem Tod verheiratet. In der Uraufführung von Max Frischs «Andorra» spielte er den Andri. Später trat später u. a. auch als Seiltänzer im Circus Royal auf. Filme u. a.: «Der schwarze Hecht» (1952), «Polizischt Wäckerli» (1955), «Anne Bäbi Jowäger – Wie Jakobli zu einer Frau kommt» (1960), «Anne Bäbi Jowäger – Jakobli und Meyeli» (1962). Charles E.L. Brown Ingenieur, Mitbegründer von Brown, Boveri & Cie. (BBC) * 17.6.1863 Winterthur † 2.5.1924 Montagnola TI Montagnola Zusammen mit Walter Boveri (S. 16) gründete er 1891 Brown, Boveri & Cie (BBC) und erhielt über 30 Patente für seine zum Teil bahnbrechenden Erfindungen auf dem Gebiet der Starkstromtechnik. Beispiele dafür sind der Ölschalter oder der zylindrischen Rotor für Turbogeneratoren. Dem impulsiven und exzentrischen Tüftler behagten die zunehmenden Verwaltungsaufgaben der wachsenden BBC nicht, 1911 zog er sich zurück. 1916 wurde er Ehrenbürger von Baden. Mit im Grab: u. a. seine zweite Ehefrau Hilda. B John Brack Country- und Gospel- Musiker * 4.4.1950 Zürich † 1.5.2006 Zürich Adliswil ZH Der schwergewichtige «Mr. Swiss Country» gilt als Wegbereiter des Country in der Schweiz und pflegte die amerikanische Volksmusik in all ihren Facetten – von klassisch bis modern. Sein grösster Hit war «S Praliné», die schweizerdeutsche Version von «Jambalaya». Seine erfolgreichsten Auftritte fanden in der Weihnachts- und Osterzeit in Kirchen statt mit Interpretationen von Negro Spirituals. Diese Konzerte waren regelmässig ausverkauft und begeisterten ein breites Publikum.
21 Prominenz auf Schweizer Friedhöfen B Roman Brodmann Journalist, Dokumentarfilmer * 18.6.1920 Binningen BL † 1.2.1990 Basel Basel Er begann als freier Journalist und war u. a. als Filmkritiker beim Schweizer Fernsehen tätig. Später fungierte er als Chefredaktor der «Elle», danach der «Zürcher Woche». Zudem realisierte er Sendungen für das Schweizer Fernsehen, für das ZDF und die ARD. Seine Filme wie auch seine Bücher erregten aufgrund ihrer sozialkritischen Themen regelmässig Anstoss. In der Schweiz hart kritisiert, avancierte er in Deutschland zum angesehenen Dokumentarfilmer. Dokumentarfilme: «Der Polizeistaatsbesuch – Beobachtungen unter deutschen Gastgebern» (1967), «Der Traum von Schlachten der heiligen Kuh» (1987), Bücher: «Schweiz ohne Waffen» (1973), «Moskau einfach» (1984). Ernst Brugger Bundesrat * 10.3.1914 Bellinzona † 20.6.1998 Gossau ZH Gossau Der Sohn eines Kleinbauern machte eine bemerkenswerte berufliche und politische Karriere: mit 19 Jahren Primarlehrer, anschliessend Sprachaufenthalte im Ausland, Pilotenbrevet, Sekundarlehrerexamen, mit 33 Jahren Gemeinderat und Kantonsrat, mit 45 Regierungsrat, mit 55 Wahl in den Bundesrat, wo er das Volkswirtschafts-departement leitete. Seinen grössten Erfolg erzielte er 1973 mit dem Abschluss des Freihandelsabkommens mit der EG. Volkswirtschaftsdepartement (1970-1978), Bundespräsident 1974.
22 Immortalis Georg Büchner Dramatiker, Naturwissen- schaftler *17.10.1813 Goldau D † 19.2.1837 Zürich Zürich Das kurze Leben des Dichtergenies – er wurde nur 24 Jahre alt – endete in Zürich, wo er an der Universität lehrte, bevor er an Typhus starb. An- gesteckt hatte er sich vermutlich bei «zootomischen Demonstrationen» mit selbst angefertigten Präparaten von Fischen. Nach der Einebnung des Stadtzürcher Friedhofs Krautgarten, seiner ersten Ruhestätte, wurde er auf den Germaniahügel am Zürichberg umgebettet. Werke u. a.: «Dantons Tod» (1835), «Lenz» (1835), «Leonce und Lena» (1836), «Woyzeck» (1937). Grabinschrift: «Ein unvollendet Lied sinkt er ins Grab, der Verse schönsten nimmt er mit hinab.» (von Georg Herwegh). B Jacob Burckhardt Kunsthistoriker * 25.5.1818 Basel † 8.8.1897 Basel Basel Der Junggeselle und Katzenfreund analysierte die Krise des 19. Jahrhunderts mit Ironie. Er lehnte die Entwicklung seiner Zeit, hin zum Kapitalismus, ab und fürchtete das bildungsfeindliche Proletariat. Er hasste den allmächtigen Staat und sah einen unvermeindlichen Konflikt zwischen Proletariat und Kapitalisten voraus. Sein Spezialgebiet waren die Antike und die italienische Renaissance. Sein bekanntestes Werk, die «Welt- geschichtlichen Betrachtungen», kam erst acht Jahre nach seinem Tod heraus – gegen seinen Willen.
23 Prominenz auf Schweizer Friedhöfen Richard Burton Als renommierter englischer Shakespeare-Darsteller kam er nach Hollywood und reüssierte zu einem der bekanntesten Filmschauspieler der 60er-Jahre. Obwohl für sieben* Oscars nominiert, erhielt er nie einen. Er heiratete fünf Mal und benötigte dafür nur vier Frauen. Schlagzeilen machte er mit seiner skandalträchtigen Liebesbeziehung zu Elisabeth Taylor, die er zweimal ehelichte – und die auf Veranlassung seiner letzten Ehefrau nicht an der Beerdigung teilnehmen durfte. *Filme, für die er eine Oskar-Nominierung erhielt: «My Cousine Rachel» (1952), «The Robe» (1953), «Becket» (1964), «The Spy Who Came in from the Cold» (1965), «Who’s Afraid of Virginia Woolf?» (1966), «Anne of the Thousand Days» (1969), «Equus» (1977). Grabbeigabe: ein Buch seines Lieblings- schriftstellers Dylan Thomas. Schauspieler * 10.11.1925 South Wales (England) † 5.8.1984 Genf Céligny GE B C Paul Burkhard Komponist * 21.12.1911 Zürich † 6.9.1977 Zell ZH Zell Der Welthit des akademisch ausgebildeten Korepetitors und Kapellmeisters war ein sentimentaler Schlager: «O mein Papa» aus seinem Musical «Der schwarze Hecht». Auch für «Die kleine Niederdorf-Oper» schrieb er die Musik, ebenso für die Dürrenmatt-Komödie «Frank V.». Dank seinen kommerziellen Erfolgen konnter er sich von seinen beruflichen Verpflichtungen lösen und wandte sich als freier Komponist der geistlichen Vokalmusik zu. Sein bekanntestes Werk aus dieser Zeit ist das Kinder-Oratorium «Zäller Wiehnacht».
24 Immortalis C Elias Canetti Schriftsteller, Nobelpreisträger * 25.7.1905 Bulgarien † 14.8.1994 Zürich Zürich Im Alter von 66 Jahren zog er von London, wo er seit 1939 im Exil gelebt hatte, nach Zürich, das er in seinen Jugendjahren kennengelernt hatte. Hier heiratete er, ein Jahr später kam sein einziges Kind auf die Welt. 1981 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Bekannt wurde er u. a. mit einem mehrteiligen Autobiographiezyklus. Der für seinen exzentrischen Lebenstil bekannte Frauenschwarm hinterliess ein privates Tagebuch, das erst 2024 eingesehen werden darf. Werke u. a.: «Die Blendung» (1936), «Masse und Macht» (1960), «Die gerettete Zunge» (1977), «Die Fackel im Ohr» (1980). Jean Calvin Reformator * 17.7.1509 Noyon F † 27.5.1564 Genf Genf Er verurteilte irdische Genüsse wie Tanz, Musik, Festgelage und andere Geselligkeiten. Seine Lehre, wonach jeder Mensch von Gott entweder zur Seligkeit oder zur Verdammnis vorherbestimmt war, trug ihm später den Ruf eines Religionsterroristen ein. Toleranz gehörte nicht zu den Stärken des Tugendwächters, er forderte Todesstrafen für Ketzer. Auf dem Höhepunkt seines Wirkens liess die Genfer Justiz in 5 Jahren 10 Menschen köpfen, 13 hängen, 35 verbrennen und sprach 76 Verbannungen aus. Erst spät –1559 – wurde er eingebürgert und gilt heute als Schweizer und wirkungsvollster Verbreiter der Reformation, u. a. auch in den USA. Alexandre Cailler Sein Grossvater stellte 1819 mit selbst entwickelten Maschinen in Vevey Schokolade in der noch heute gängigen Tafelform her. Er selbst verlegte die Produktion 1897 nach Broc. Seine rasch wachsende Schokoladefabrik beschäftigte 1913 1400 Angestellte. Dank der Fusion 1928 mit Nestlé konnte er die Schliessung der Fabrik in der wirtschaftlichen Krise der 30er-Jahre verhindern. Er war ein Patriarch mit Herz und führte verschiedene soziale Einrichtungen in seinem Betrieb ein, was die Treue seines Personals festigte. Schokoladenfabrikant * 9.2.1866 Vevey VD † 6.12.1936 Broc FR Broc Mit im Grab: sein Sohn Claude (1920-1984).
25 Prominenz auf Schweizer Friedhöfen Alois Carigiet Maler, Zeichner, Autor * 30.8.1902 Trun GR † 1.8.1985 Trun Trun Der ältere Bruder des Schauspielers Zarli Carigiet illustrierte 1945 ein von Selina Chönz geschriebenes Kinderbuch mit dem Namen «Schellenursli», das weltbekannt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurde («A Bell for Ursli») – neben Johanna Spyris (S. 93) «Heidi» das erfolgreichste Kinderbuch aus den Bündner Bergen. Er illustrierte weitere Werke von Selina Chönz und schrieb später auch eigene Bücher. Bücher u. a.: «Schellen-Ursli» (1945), «Flurina und das Wildvöglein» (1952), «Der grosse Schnee» (1953), «Zottel, Zick und Zwerg» (1965). Zarli Carigiet Schauspieler * 5.8.1907 Trun GR † 6.5.1981 Männedorf ZH Trun Er war der Vorzeige-Bündner. Wie kein anderer verkörperte er den eigenwilligen Krauskopf aus den Bergen. Mit seinem verschmitzten Lachen und dem Bündner Dialekt trat er als Komiker, Schauspieler oder Sänger auf der Bühne oder im Film auf. Seine berühmtester Filmauftritt war wohl an der Seite von Ruedi Walter (S. 102) und Max Haufler (S. 44) in «Hinter den sieben Gleisen», wo er einen der drei Clochards spielte. Filme u. a.: «Füsilier Wipf» (1938), «Wachtmeister Studer» (1939), «Gilberte de Courgenay» (1941), «Matto regiert» (1947), «Palace Hotel» (1952), «Hinter den sieben Gleisen» (1959), «Es Dach überem Chopf» (1961). Die Gräber der beiden Brüder wurden nach Ablauf der Grabesruhe aufgehoben. Die Grabkreuze befinden sich an der Kirchenmauer. C
26 Immortalis C In den 20er-Jahren entwarf sie Mode mit klaren Linien, darunter das berühmte «kleine Schwarze». Ebenfalls in dieser Zeit kreierte sie den Parfumklassiker «Chanel No 5». Nach ihrer Verhaftung wegen Nazi-Kollaboration zog sie in die Schweiz. 15 Jahre später stellte sie in Paris ihre neue Kollektion vor, darunter das berühmte Chanel-Kostüm. Sie starb in ihrer Suite im Pariser Ritz und wurde nach Lausanne überführt. Ihr Grab ist immer mit weissen Blumen bedeckt. Coco Chanel Couturière * 19.8.1883 Saumur F † 16.1.1971 Paris Lausanne Die Löwenköpfe weisen auf ihr Sternzeichen hin und auf ihre Glückszahl: 5. Rudolf Caracciola Automobilrennfahrer, dreifacher Europameister * 30.1.1901 Remagen D † 28.9.1959 Kassel D Castagnola TI Der ehemalige Autoverkäufer war einer der erfolgreichsten Automobilrennfahrer der Vorkriegszeit. Er gewann als erster Nicht-Italiener die Mille-Miglia. In der berühmten Mercedes-«Silberpfeil»-Ära wurde er dreimal Europameister (1935, 1937, 1938), was dem heutigen Weltmeistertitel entspricht. Während es Krieges lebte er in der Schweiz. 1952 beendete er sein Comeback mit einem dreifachen Beinbruch auf der Berner Bremgartenstrecke. Mit im Grab: seine zweite Ehefrau Alice («Baby»). Nello Celio Bundesrat * 12.2.1914 Quinto TI †29.12.1995 Bern Faido TI Sein Ruf als ausgewiesener Wirtschaftsfachmann mit sozialem Hintergrund ermöglichte ihm die Wahl zum Bundesrat, wo er das durch die «Mirage-Affäre» arg gebeutelte EMD übernehmen musste. Als er in das Finanzdepartement Roger Bonvins (S. 16) wechseln konnte, brachten ihm seine Reformen von seinen FDPParteifreunden den Vorwurf der «linken Finanzpolitik» ein. Wegen seines Humors und seiner witziger Formulierungen wurde er in der Bevölkerung sehr geschätzt. Militärdepartement (1967-1968), Finanz- und Zolldepartement (1968-1973), Bundespräsident (1972) Mit im Grab: seine Mutter Margherita.
27 Prominenz auf Schweizer Friedhöfen Das grösste Genie der Filmgeschichte blieb 1952 in der Schweiz, nachdem ihm während einer Europareise angedroht worden war, dass er sich bei seiner Rückkehr in die USA vor dem Ausschuss zur Untersuchung unamerikanischer Aktivitäten zu verantworten habe. 1972 kehrte er für kurze Zeit in die USA zurück, um verschiedene Auszeichnungen entgegenzunehmen, u. a. einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.1975 erhob ihn Königin Elisabeth II. in den Adelsstand. Chaplin war mehrmals verheiratet, u. a. mit Paulette Goddard (S. 38), seine letzte Ehefrau Oona O‘Neill († 1991) und Mutter von acht gemeinsamen Kindern wurde an seiner Seite bestattet. Kurz nach Chaplins Begräbnis wurde seine Leiche gestohlen, die Täter forderten Lösegeld, wurden jedoch bald gefasst. Nach dem Tod Oona Chaplins wurde das Grab zubetoniert. Schauspieler, Regisseur, Produzent, Komponist * 16.4.1889 London † 25.12.1975 Corsier-sur-Vevey VD Corsier-sur-Vevey Sir Charles Chaplin C
28 Immortalis C Pierre de Coubertin Gründer des Internationalen Olympischen Komitees IOK * 1.1.1863 Paris † 2.9.1937 Genf Lausanne Pierre de Frédy, Baron de Coubertin, war von der Bedeutung einer mit der Kultur verbundenen Leibeserziehung überzeugt. 1894 gründete er das «Internationale Olympische Komitee (IOK)», 1896 wurden die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen durchgeführt. Er selbst gewann 1912 olympisches Gold – unter einem Pseudonym in der Disziplin Literatur ... 1915 liess er sich in Lausanne nieder und verlegte auch den Sitz des IOKs dorthin. 1937 wurde er Ehrenbürger von Lausanne. Inschrift: «Per orbem et saecula». – Mit im Grab: Ehefrau, Sohn und Tochter. Sidney Chaplin Schauspieler, Produzent * 16.3.1885 London † 16.4.1965 Corsier-sur-Vevey VD Clarens VD Der Halbbruder von Charlie Chaplin übernahm einige Rollen in früheren Filmen wie «Shoulder Arms», «A Dogs Life» und «The Pilgrim». Danach war er vor allem als Produzent, Drehbuchautor und Manager tätig. Filme u. a.: «The Tramp» (1915), «Shoulder Arms» (1918), «A Day’s Pleasure» (1919), «The Kid» (1920), «The Gold Rush» (1925), «City Lights» (1931), «Modern Times» (1936), «The Great Dictator »(1940). Georges-André Chevallaz Bundesrat * 7.2.1915 Lausanne † 8.2.2002 Lausanne Lausanne Als 63. Finanzminister der Schweizerischen Eidgenossenschaft war er eher glücklos, zwei Mal lehnte das Volk die von ihm verlangte Einführung einer Mehrwertsteuer ab. Sein Wechsel ins Militärdepartement bescherte ihm eine empfindliche Niederlage mit der Annahme der «Rothenturm-Initiative». Auch seine Rolle in der Affäre um die geheime Widerstandsorganisation P-26 sorgte für heftige Kritik im Parlament und in der Bevölkerung. Finanzdepartement (1974-1979), Militärdepartement (1980-1983), Bundespräsident 1980.
29 Prominenz auf Schweizer Friedhöfen Ernst Cincera Politiker * 14.5.1928 Zürich † 30.10.2004 Zürich Zürich Wenn sich manch einer in den 70er-Jahren wunderte, weshalb seine Stellen- bewerbung abgelehnt wurde, dann dürfte die Ursache darin gelegen haben, dass der potenzielle Arbeitgeber bei Ernst Cincera nachgefragt hatte. Dieser führte eine umfangreiche Kartei mit Angaben zu Personen, die sich der «Konspiration mit dem Weltkommunismus» verdächtigt gemacht hatten – und dies traf für Ernst Cincera grundsätzlich auf alle zu, die politisch links der Mitte standen. Ob seine 3500 Karteikarten den Grundstock bildeten für die später entdeckten rund 900‘000 Fichen, welche die kantonalen Polizeibehörden und die Bundesbehörden erstellt hatten, darf zumindest vermutet werden. Rund 10 Prozent der damaligen Bevölkerung waren hier erfasst. Der «Subversiven- jäger» schadete aber der bürgerlichen Politik ebenso, wie er die linke bekämpfte: So fungierte er als Hauptdrahtzieher hinter der Kandidatur Monika Webers für das Zürcher Stadtpräsidium. Als sein Engagement ruchbar geworden war, verlor sie die Wahl jedoch haushoch. Gewählt wurde der linke – und fichierte – Josef Estermann … C Gilberte de Courgenay Kellnerin * 20.3.1896 Courgenay JU † 2.5.1957 Zürich Zürich Gilberte Montavon bediente während des 1. Weltkrieges im Restaurant ihrer Eltern Tausende von Soldaten und Offizieren und avancierte zum umschwärmten Liebling der Truppe. Das Lied «La petite Gilberte de Courgenay»* machte sie im ganzen Land bekannt. Im Dienste der Geistigen Landesverteidigung im 2. Weltkrieg wurde sie Protagonistin eines Romans, eines Theaterstückes und zweier Filme**, was sie zur unsterblichen patriotischen Figur werden liess. *«... Elle connait trois cent mille soldats et tous les officiers! C’est la petite Gilberte, Gilberte de Courgenay ...» ** «Marguerite et les soldats» (1940), «Gilberte de Courgenay» (1941).
30 Immortalis Zigarrenhändler * 11.3.1906 Ukraine † 14.1.1994 Genf Genf Zino Davidoff Als «mann» noch rauchen durfte, wurde er als «Zar» verehrt. Seinen Havannas gab er den Namen von Bordeaux-Weingütern wie z. B. «Château Latour», er erfand den Humidor und schrieb mit dem «Zigarren-Brevier – oder was raucht der Connaisseur» die Bibel für Aficionados. Davidoffs Geschäftslokal in Genf wurde zum Mekka der Raucher, das Gästebuch umfasst Einträge von Königen und Künstlern, u. a. auch von Sir Peter Ustinov (S. 99): «Mes amitiés à cet oases uniques au monde.» Mit im Grab: seine Ehefrau Marthe. Gottfried Dienst Fussballschiedsrichter * 9.9.1919 Basel † 1.6.1998 Basel Basel War er drin? Diese Frage wurde ihm immer wieder gestellt. Für ihn war klar: Er war drin. Die Rede ist von einem Fussball, der am 30. Juli 1966 in London nach Meinung des russischen Linienrichters in vollem Umfang von der Querlatte hinter der Torlinie aufgesprungen sein soll, worauf Godi Dienst auf Tor entschied. Das «Wembley-Tor» brachte die Engländer im Final der Weltmeisterschaft Walter Matthias Diggelmann Schriftsteller * 5.7.1927 Zürich †29.11.1979 Zürich Zürich «Ich will in erster Linie aufrütteln!», so lautete einer der Grundsätze seines schriftstellerischen Engagements. Seine linke Position wurde im Klima des Kalten Krieges mehrheitlich abgelehnt. Eine seiner Thesen, in denen er Antisemiten und Kommunistenhasser auf eine Stufe stellte, brachten ihm Auftrittsverbote ein und geschlossene Türen bei vielen Schweizer Verlagen. Seine Bücher konnten zum Teil nur in Deutschland veröffentlicht werden. Werkeu. a.:«DasVerhördesHarryWind»(1962),«DieHinterlassenschaft»(1965),«FreispruchfürIsidorRuge»(1967). in Führung, schliesslich gewannen sie 4:2 gegen die Deutschen. Das «Tor des Jahrhunderts» ging in die Sportgeschichte ein und blieb lange umstritten. Neuere Analysen von Fotos und Filmaufnahmen entdeckten aufgewirbelten Kalk in der Luft, der von der Torlinie stammen soll und somit beweisen würde, dass der Ball D dort aufgesprungen war. Damit wäre klar: Er war nicht drin. Die Effet-These, wonach der Ball von der Querlatte zur Torlinie in einer gekrümmten Flugbahn kurzzeitig doch in vollem Umfang im Torraum gewesen sein könnte, ist damit aber nicht vom Tisch. Vielleicht hatte Godi ja doch recht …
31 Prominenz auf Schweizer Friedhöfen Sofija Dostojewska * 5.3.1868 Genf † 24.5.1868 Genf Genf 1867 setzte sich der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewsky zusammen mit seiner zweiten Frau Anna Grigorjewna Snitkina wegen hoher Schulden nach Westeuropa ab und lebte von August 1867 bis Sommer 1868 in Genf, wo seine Tochter Sofija kurz nach ihrer Geburt verstarb. Im Spielcasino Geburts- und Sterbedaten auf dem Grabstein sind sowohl nach dem russischen als auch nach dem im Westen geltenden Kalender angegeben. Guillaume-Henri Dufour General * 15.9.1787 Konstanz D † 14.7.1875 Genf Genf Als Oberbefehlshaber der noch jungen Schweizer Armee gelang es ihm 1847, den letzten Bürgerkrieg der Schweiz, den Sonderbundskrieg, auf nahezu unblutige Art zu gewinnen. Als erster von der Bundesversammlung gewählter General war er darum besorgt, Übergriffe auf die Schweiz zu verhindern. Als Kartograf erstellte er eine Karte der Schweiz im Massstab 1:100‘000, die weltweit als einzigartig galt. Als Ingenieur hatte er massgeblichen Einfluss auf die Genfer Stadtplanung und die Planung des Schweizer Eisenbahnnetzes. Als Offizier war er an der Gründung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz beteiligt und wurde zu dessen erstem Präsidenten gewählt. Das weisse Kreuz auf rotem Grund als Schweizerfahne wie auch die farbliche Umkehrung als Symbol des Roten Kreuzes geht ebenso auf seine Initiative zurück. Bereits zu Lebzeiten war er ausserordentlich populär. An seine Beisetzung reisten 60‘000 Trauergäste aus dem ganzen Land, der höchste Berggipfel der Schweiz trägt seinen Namen. Noch heute gilt er als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Schweizer Geschichte. Grabinschrift: «Helvet. Dux» (die römische Bezeichnung für den Befehlshaber der Truppen). Mit im Grab: seine Ehefrau Suzanne; im Grab nebenan: seine Tochter Amélie. von Saxons-les-Bains verspielte er anschliessend sein ganzes Vermögen. 1874 reiste er nochmals von Petersburg nach Genf an das Grab seiner Tochter. D
32 Immortalis Mileva Einstein Physikerin *19.12.1875 Serbien † 4.8.1948 Zürich Zürich Die gebürtige Serbin studierte von 1896 bis 1901 an der ETH, wo sie ihren Kommilitonen Albert Einstein kennenlernte. 1903 heirateten die beiden, es folgten die Geburten zweier Söhne. 1914 trennte sich das Paar. 1921 erhielt sie das Nobelpreisgeld Einsteins und kaufte sich damit ein Haus. Die Behandlung ihres an Schizophrenie erkrankten Sohnes verschlang jedoch einen Grossteil dieser Summe. Sie starb verarmt und vereinsamt. Ihr Grab (Feld Nr. 9, Grab Nr. 9357) wurde eingeebnet. Henry Dunant Gründer des Roten Kreuzes, Nobelpreisträger * 8.5.1828 Genf †30.10.1910 Heiden SG Zürich Wegen eines geschäftlichen Konkurses wurde er 1867 aus dem von ihm selbst gegründeten Internationalen Komitee vom Roten Kreuz ausgeschlossen. Er verliess Genf für immer und geriet in Vergessenheit. Er zog sich nach Heiden zurück, wo er 1895 von einem Journalisten ausfindig gemacht wurde, dessen Artikel grosse Sympathien für den verarmten Dunant auslösten. 1901 erhielt er den ersten Friedensnobelpreis. Grabinschrift: «Dem Urheber der Genfer Konvention und des Roten Kreuzes, dem hochherrlichen Verfasser von ‹Un Souvenir de Solferino› und Träger des ersten Nobelpreises des Friedens zur Erinnerung – aus nationalen Spenden errichtet MDCCCCXXXI». Gottlieb Duttweiler MIGROS-Gründer, National- und Ständerat * 15.8.1888 Zürich † 8.6.1996 Rüschlikon ZH Rüschlikon «Dutti» war kaufmännischer Angesteller, Spekulant, Farmer in Brasilien, Unternehmer, Gründer der Migros, Politiker (Gründer des «Landesrings der Unabhängigen», mehrmals Berner und Zürcher Nationalrat sowie Ständerat), Zeitungsverleger («Die Tat», «Brückenbauer»), Kulturmäzen (MIGROS-Kulturprozent) und Stiftungsgründer. Grabinschrift: «Wohl dem Manne, der nicht wandelt im Rate der Gottlosen, sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Blätter nicht verwelken, und alles, was er tut, gerät ihm wohl.» – Zitat aus dem 1. Psalm (Der Weg des Frommen). – Mit im Grab: seine Frau Adele (1892-1990). D
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